Alice ist nicht mehr die, die sie einmal war und nichts ist so, wie es den Anschein hat.
Seit zehn Jahren wird Alice in einem Hospital gefangen gehalten. Alle halten sie für verrückt, denken, sie würde durchdrehen. Ihr selbst fehlen Erinnerungen aus der Zeit zu ihrem sechszehnten Geburtstag, es sind nur Gedankenfetzen, die in ihren Träumen erscheinen.
Ein Mann mit Kaninchenohren und einer Teegesellschaft.
Als ein Feuer ausbricht gelingt ihr zusammen mit Hatcher - dem irren Axtmörder - die Flucht. Doch schon bald merken sie, dass nicht nur ihnen der Ausbruch gelungen ist, sondern auch einem bösen Schatten, der nach Blut giert und alles auf seinem Weg verschlingt.
Da ich letztens das Thema Triggerwarnung angesprochen habe: bei diesem Buch wäre eine durchaus angemessen gewesen! Die Szenen sind sehr explizit beschrieben.
Was für ein krankes, irres und blutiges Buch
Ich hatte »Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland« schon öfters gesehen, aber nie im Leben hätte ich mit einer so kranken und gleichzeitig guten Geschichte gerechnet!
Ja, man muss sich darauf einlassen, aber mir fiel das gar nicht schwer. Im Gegenteil, ich fand es unheimlich faszinierend mit welchen Mitteln Christina Henry spielt und wie sie das Märchen um Alice im Wunderland neu umsetzt.
Die Geschichte spiegelt ganz andere Seiten wider, als wir sie aus dem Märchen kennen. Sie ist ziemlich brutal, skrupellos, genial, finster und bösartig.
Geniale Umsetzung
Im Hospital lernen wir Alice und Hatcher kennen, bekommen Einblicke in ihre Köpfe und können uns schon da ein Bild über ihre teilweise abstrusen Vorstellungen machen. Gerade Hatcher ist nichts für schwache Nerven. Er ist aufbrausend, cholerisch und wird nicht müde seine Axt zu benutzen, wenn ihm jemand quer kommt.
Zusammen erleben sie ein Abenteuer der extra Sorte. Sie treffen auf Charaktere, die wir aus dem klassischen Märchen kennen und doch sind sie ganz anders als erwartet. Dabei entdecken sie nicht nur das Böse zwischen den Straßen, sondern auch was damals wirklich passiert ist, bevor Alice und Hatcher in das Hospital eingeliefert wurden.
Alice hat mich ziemlich überrascht. Sie wird von dem stillen Mädchen zu einer Frau mit Stärke, innen sowie außen. Auf ihre Weise ist sie immer noch irre und gefährlich, aber auf eine Art, die einem nah geht und sie sympathisch macht. Soweit es eben geht.
Das alles ist mit viel Magie verbunden, mit ungeahnten Kräften, schonungslosen Erinnerungen und dem Mut füreinander einzustehen.
Mich hat auch die Beziehung von Hatcher und Alice sehr berührt. Jahrelang haben sie nur sich, verbunden durch ein kleines Loch an der Wand. Es ist eine stille und gleichzeitig wunderschöne Liebe, die einfach so da ist, unaufdringlich und echt. Obwohl sie alles anderes als perfekt ist und sie beide kaputt sind, besteht eine gegenseitig Übereinkunft sich zu beschützen und für den anderen zu töten.
Christina Henry schreibt so fesselnd, dass ich kaum die Augen von den Seiten abwenden konnte. Sie setzt die Charaktere aus dem Märchen von Alice im Wunderland ganz neu in Szene und erschafft eine Geschichte, die mich gleichzeitig vor Spannung fast umgebracht hat und bei der ich nicht wegschauen konnte, aufgrund der Brutalität. Dabei verwebt sie Ängste und Sorgen und spritzt noch jede Menge Blut drüber.
In einer dunklen und bösen Welt, die keinen Platz für nette Mädchen hat, muss sich Alice zwischen ihren Alpträumen zurück in die Realität kämpfen. Doch beides liegt nicht so weit auseinander, wie sie anfangs dachte ...
Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass mich solche Geschichten für sich einnehmen könnten, aber die Autorin hat das schon nach den ersten Seiten mühelos geschafft! Sodass ich jetzt dem zweiten Band um Alice und Hatcher entgegen fiebere und nicht erwarten kann, wohin sie ihre Reise noch führt.
Fazit: »Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland« von Christina Henry entführt uns in eine hässliche Welt, in die Köpfe irrer Menschenhändler, bis hinunter in die Abgründe der menschlichen Seele. Eine Geschichte, die mich das Grauen lehrte und mir doch so viel Spannung lieferte, dass ich kaum wegschauen konnte.
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 8. Dezember geht es um: Deine Lieblingsleseorte
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