Prinzessin Mirelle lässt sich bei einem nackten Bad im Fluss von einem geheimnisvollen Fremden erwischen. Der König ist außer sich über diesen Skandal und will seine Tochter so schnell es geht verheiraten. Gegen ihren Willen wird Mirelle den Freiern vorgeführt, doch mit Spott und Häme schlägt sie jeden in die Flucht.
Zur Strafe muss sie den ersten Bettler heiraten, der sich der widerspenstigen Prinzessin annehmen will. Doch Mirelle verfolgt ihren ganz eigenen Plan ...
Anne Danck hat einen erfrischender Schreibstil, der mich spielend leicht in die Welt entführen konnte. Sie hat wunderbar bildlich beschrieben, sodass ich sehr viel Spaß in der ihr erdachten Geschichte hatte. Vor allem gab es viele Momente, die mit der Situationskomik spielten und mich unfreiwillig zum Lachen brachten. Und auch wenn es keine Magie gab, so fühlte es sich doch magisch an zu lesen.
Mit Mirelle hat sie einen spannenden und facettenreichen Charakter erschaffen, der von Wut und Rache geleitet wurde. In ihr brodelt so viel Zorn, so viel Ungerechtigkeit und Sturheit, dass sie jede Möglichkeit nutzt, um ihren Worten Luft zu machen. Sie verbirgt so viele Teile ihres Selbst hinter ihrer harten, kalten und verspottenden Fassade und versucht krampfhaft jemand zu sein, der sie nicht ist. Hinter jeder Geste, jedem Satz und jeder Handlung sieht sie nur das Schlechte und begegnet Menschen mit Misstrauen.
Es war fast traurig zu sehen, wie sehr sie darunter leidet, dass ihr niemand den Rücken stärkt und sie ernst nimmt. Immerzu fühlt sie sich wie eine Brosche, die man gerne vorzeigt, aber die nur funkeln kann und schnell wieder in das Schmuckkästchen zurückgelegt wird, sobald die Nadel zu piksen beginnt.
So dauerte es seine Zeit bis Mirelle Vertrauen fassen konnte. Sie musste erst lernen, dass nicht grundsätzlich jeder Mensch ihr den Mund verbieten will und sie Hilfe annehmen darf, ohne dies als Schwäche zu sehen.
Eine schöne Entwicklung, die sich langsam anbahnte und durch die ich Mirelles Gedanken und Gefühle umso mehr nachvollziehen konnte.
Was mir ein bisschen fehlte war die Seite von Joakim, seine Gefühlsregungen außerhalb seiner starren Maske. Zwar taute er nach einiger Zeit auf, aber es herrschte immer eine gewisse Distanziertheit zwischen uns. Natürlich war es der Sinn, dass endlich auch die Prinzessin zu Wort kam, doch ich glaube, dass der geheimnisvolle Spielmann etwas mehr Sanftmut mit seiner Sichtweise in die Geschichte gebracht hätte.
Fazit: Anne Danck konnte mich mit ihrem Debüt »Spielmannsbraut« von ihrem Schreibstil, ihrer Idee und der Umsetzung einnehmen. In Mirelle vereint sie eine junge Frau, die nach Außen strahlt und in der gleichzeitig unheimlich viel aufgestaute Wut herrscht. Obwohl sie in ihrem Stolz kaum zu brechen ist, lässt der Spielmann in ihr eine Seite zum Vorschein kommen, die sie mir nach und nach näher gebracht hat.
Zwischen 4 und 4,5 Sternen!
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 8. Dezember geht es um: Deine Lieblingsleseorte
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