In einer Zukunft, in der es ein System gibt, das genau weiß wer zu dir passt.
Virginie ist eine der Glücklichen, die ihren Seelenpartner schon gefunden hat. Ihre Welt ist perfekt, denn mit Ilay hat sie nicht nur ein schönes Leben, sondern auch die große Liebe.
Doch eine Berührung löst eine Welle von Ereignissen aus, die sie nicht aufhalten kann. Ein Fehler im System? Ein Fehler in ihr? Mittendrin muss sie sich fragen: Kann sie zwei Menschen lieben?
Soulchips
Mit nur einer Berührung kann das System erkennen, ob jemand zu dir passt. Für jeden Menschen gibt es diesen einen Partner, den Seelenverwandten, die große Liebe. Doch was wenn eine zweite Berührung noch einen Partner erkennt und das im Soulchip nie vorgesehen war?
Fehlerhaftes System
Der Anfang konnte bei mir mächtig Eindruck schinden, denn schon die erste Szene lässt einen grübeln. Ich habe sofort mitgefiebert und gedacht: oh, da kommt etwas auf uns zu. Etwas sehr gewaltiges! Die Verzweiflung, den Zwiespalt, die Resignation, all das sind Gefühle, die auf einen einstürmen und einen nicht los lassen.
Denn schon dort wird klar: es wird ein Fehler passieren. Irgendwann wird das System der Soulchips versagen. Die Frage ist nur, wie lange wird es dauern?
Virginie ...
… ist alles andere als leicht einzuschätzen. Anfangs mimt sie die selbstbewusste Diva, mit dem zickigen Unterton und der streitlustigen Ader. Ihr Wesen scheint sich in so viele Richtungen zu entwickeln. Auch wenn ich sie anfangs nicht verstand, so erweicht ihre Fassade und lässt all die Verzweiflung erkennen. Sie wurde mir von Seite zu Seite sympathischer, emphatischer und zugänglicher. Eine Wandlung, die die Autorin sehr gut dargestellt hat.
Schwarz und weiß
Ich finde Melina Coniglio ist es wunderbar gelungen die verschiedenen Facetten aufzuzeigen. Sie spielt in der Geschichte auf das Schwarz/Weiß Denken an. Was ist richtig, was falsch? Wer hat darüber zu entscheiden?
Es gibt so viele Ebenen, die dazwischen liegen und mit denen sich Virginie auseinander setzen muss. Den Spagat hinzubekommen, darauf anzuspielen und am Ende vor der Entscheidung zu stehen, genau damit beschäftigt sich alles.
Dystopie oder Liebe?
Vorrangig ist es eine Liebesgeschichte, von der ich mir manchmal mehr erhofft und gewünscht hätte. Ich hatte mich ziemlich gefreut, als ich von der Idee der Soulchips hörte und dass es ein System gibt die richtigen Paare aufeinander zu prägen.
Es beginnt auch vielversprechend, doch mit der Zeit rückt dieses System in den Hintergrund und agiert dort, während uns die Liebesgeschichte in Atem hält. Dadurch hatte ich oft das Gefühl als gäbe es Lücken, ausgelassene Teile oder Geheimnisse, die mir nicht gezeigt wurden. Für mich hätten 100 Seiten mehr in die Hintergründe und Machenschaften des Systems gesteckt werden können, um den Roman abzurunden und mir ein Gefühl der Vollkommenheit zu geben.
Vielleicht klingt es blöd, da es ja hauptsächlich eine Liebesgeschichte ist, aber ich hatte mir einfach mehr Dystopie zwischen der Liebe erhofft.
Unerwartet
Trotz dessen wurden spannende Szenen eingebracht, die an Brutalität nicht sparen. Damit ist nicht nur körperliche Gewalt gemeint, sondern auch der Psyche. Wie würdest du reagieren, wenn das System sagt du wärst ein Fehler?
Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit, bei der keiner gewinnen kann. Oder doch?
Schreibstil
Melina Coniglio schreibt anschaulich, fließend und durchweg so, dass ich ihre Geschichte mit Spannung verfolgt habe. Es wird auch definitiv nicht das letzte Buch sein, dass ich von ihr lesen möchte!
Sie schafft es, dass man die Charaktere liebt, hasst, missversteht, fühlt, wegstößt und wieder in die Arme schließt. Dass man in Grautönen denkt und selbst an richtig und falsch zweifelt.
Ich fühlte mich durchweg unterhalten und wäre gerne noch länger in ihrer Welt geblieben.
Fazit: Ich habe mit »What If« eine Dystopie bekommen, die mich mit jeder gelesenen Seite unterhalten und gefesselt hat. Melina Coniglio schreibt die Geschichte so einfühlsam und echt, dass ich oft genug im Zwiespalt der Charaktere feststeckte. Dabei musste ich aus dem Muster des Schwarz/Weiß Denkens ausbrechen und die Grauzonen akzeptieren. Die Liebe steht ihr im Vordergrund, was keinesfalls schlecht ist, mir jedoch die Chance nahm noch mehr hinter das System zu blicken.
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 8. Dezember geht es um: Deine Lieblingsleseorte
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