Als ihre geliebte Tochter Hannah spurlos verschwindet, stürzt Finja in ein tiefes Loch. Ihr einziger Hinweis auf Hannahs Verbleib ist eine Spur aus Eis im Badezimmer, aber das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!
In ihrer Verzweiflung sucht Finja schließlich Hilfe bei einer angeblichen Hexe – und stößt auf Ungeheuerliches: Schneetreiben und Schreie wirbeln durch ihre Erinnerungen, und ein fremdes Gesicht, das ihr seltsam vertraut erscheint.
Die Antworten auf Finjas Fragen warten hinter den Spiegeln, in einem Reich aus Eis und Schnee. Aber will sie die Wahrheit wirklich wissen?
Quelle: Knaur Verlag
Schon auf den ersten 100 Seiten wurde mir bewusst, dass diese Neuinterpretation des Märchens ganz anders gestaltet wurde, als ich es mir vorgestellt habe. Statt einer verzauberten Umgebung, lernte ich eine Mutter zwischen Glück, Verzweiflung und eisernem Willen kennen.
Die Handlung verläuft auf drei Zeitebenen, die das Leben der Familie aus anderen Blickwinkeln erzählt. Mal konnte ich in den schönen Erinnerungen schwelgen, mal wurde ich auf den harten Boden geschmissen, in anderen blieb mir die Luft weg aus Wut oder Trauer.
Ich habe mit Finja einen Weg beschritten, in dem sie das Glück mit aller Macht festhalten will und es ihr doch durch die Finger gleitet. In dem sie von Verzweiflung überrollt, von Kummer niedergedrückt wird und sich in jeder Sekunde mit Schuldgefühlen plagt.
Die eingeflochtenen Themen bahnten sich leise und schleichend an, um schließlich mit einem Knall auszubrechen und Finja unter sich zu begraben. Wichtige Themen, die sich nicht aufdrängten, umsichtig behandelt wurden und doch im Vordergrund des ganzen Geschehens standen.
Emotional gesehen hat mich Liza Grimm vollkommen abgeholt. Finjas Situation, ihre Ängste und ihr Schmerz gingen unter die Haut. Die Hilflosigkeit war zum Greifen. So oft wollte ich die Hand ausstrecken und ihre Einsamkeit wegwischen, ihr einen Weg aus dieser Aussichtslosigkeit zeigen.
Aber … die Handlung fand ich ab der Hälfte konfus. Wir springen von einer Szene in die nächste, fallen unten raus, machen drei Rückwärtsrollen, um mit einem Sprint ins nächste Loch zu hechten. Es passiert so viel, auf so vielen Ebenen und manchmal fragte ich mich, ob dieses ganze Hin und Her hätte sein müssen.
Dazu kommt, dass von allen Seiten neue Personen ins Geschehen geschmissen werden. Es blieb keine Zeit sie kennenzulernen oder ihnen Hintergründe zu geben, zu erforschen, ob sie auf Finjas Seite standen oder ihr schaden wollten. Sie waren einfach da und ich musste ihnen den Rest des Weges trauen. Das fühlte sich einfach nicht richtig an. All die Liebe für Details, die in Finjas Charakter einfloss, wurde bei manch anderen eingespart.
Auch die Beziehung von Finja und ihrer besten Freundin empfand ich als seltsam. Ich kann es gar nicht richtig in Worte fassen, da war keine Verbundenheit, keine emotionale Tiefe, die ich greifen konnte. Die Art der beiden gab mir immer das Gefühl, als wäre trotz der Freundschaft eine Distanz zwischen ihnen, ein Abgrund, den sie nicht gänzlich überwinden könnten.
Zwar mochte ich den Gruselfaktor, die magischen Wesen, die Abgründe und die rätselhaften Botschaften. Insgesamt fühlte es sich aber nicht ganz stimmig und rund für mich an.
Fazit: Liza Grimm hat mit »Hinter den Spiegeln so kalt« ein Märchen voller Dunkelheit, Ängsten und Verzweiflung geschrieben. Emotional hat es mich vollkommen abgeholt. Leider empfand ich die Handlung als teils konfus, teils viel zu schnell abgehandelt und manche Figuren blieben mir zu sehr im Hintergrund.
Ebenfalls rezensiert von Chillys Buchwelt | Der Büchernarr | Claudias Bücherhöhle
Das Buch enthält eine Content Note!
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