In Fella herrscht Ausnahmezustand.
Ein Jahr ist es her, dass Andra die Sekte der Senk verlassen hat. Ein Jahr, in dem sich ihr Leben normalisiert, sie aber auch ihren besten Freund verloren hat.
Als ein Unwetter viele Häuser zerstört, den Strom lahm legt und die Wasserversorgung abkappt, sind die Menschen auf Hilfe angewiesen. Dass diese in Form der Senk auftritt, verspricht nicht nur Ärger, sondern eine gewaltige Gefahr. Denn die Sekte ist schon dabei eine ganz neue Hierarchie zu formen …
Dies ist Band 2 der Fella-Reihe, kann aber als Alternativeinstieg gelesen werden.
Mondgeflüster in Fella ist mein erster richtiger Flop in diesem Jahr. Für mich strotzt dieses Buch vor Logikfehlern, mangelnden Beschreibungen und Erklärungen.
Ein paar Spoiler sind enthalten, ich habe sie euch aber immer in rot und kursiver Schrift markiert.
Auf Lovelybooks könnt ihr die Rezension auch spoilerfrei nachlesen!
Fangen wir mit den guten Eigenschaften an.
Action und keine Zimperlichkeit
Was ich dem Buch zugute halten muss: Es gibt viel Action und ein paar spannende Passagen der Verfolgung. Außerdem ist Lara Kessing nicht zimperlich, sondern knallhart und lässt auch gerne mal den ein oder anderen sterben.
Nun kommen wir zu dem Teil, der mich nicht überzeugen konnte.
SPOILER Der Anfang
Es geht holprig los. Ich bin in einer Situation gelandet, in der ich die Reaktion der Eltern überhaupt nicht verstanden habe. Du böse Tochter, wir verbieten dir den Umgang mit deinen Freunden, nie wieder darfst du deinen besten Freund sehen oder sprechen. Außer du überzeugst ihn noch in dieser Nacht vom Gegenteil.
Ein bisschen wie bei Teenagern, die sich gegenseitig eine Mutprobe abverlangen, nicht wie bei erwachsenen Menschen. Die Szene eskaliert, es gibt wenig Gefühle, kaum Beschreibungen, sie sind miteinander fertig.
Ein paar Tage später.
Plötzlich stehen wir wieder vor dem besten Freund. Der offenbart ihr mal eben, dass er seine Eltern erschossen hat. Dabei gilt ihre einzige Sorge der Waffe und ob er diese noch hat. Kein Gedanke an den Tod zweier Menschen. Danach verschwindet er, sie lässt das Gesagte stehen und die Polizei tritt gar nicht auf.
Ähm?! Hallo? Bei aller Liebe, aber diesen Psychopathen hätte ich doch nicht mehr geschützt!
Wow. Ich muss zugeben. Ich bin echt sprachlos von dieser Grausamkeit! Da war ich wohl erschütterter als sie. Mich hat das echt mitgenommen, wie sowas in einem NEBENSATZ abgehandelt wird und sie NICHTS bei alledem fühlt!
Hagelschauer? Wohl eher Fußballschneise!
Es wird gesagt, dass sich die Natur rächt und die Wissenschaftler nicht wissen, warum das Wetter so schwankt. Ok. Plötzlich tritt der Sturm ein, sie verschanzen sich im Keller und bekommen vom Unwetter nichts mit. Dann treten sie wieder heraus, Häuser sind zerstört, Hagelkörner so groß wie Fußbälle liegen herum, aber der Schauer ging nur in einer Schneise herunter.
Es gibt keine Sirenen und kein einziger Feuerwehrmann oder Polizist ist in Sicht. Fragt sich denn niemand was passiert ist? Gibt es keine Nachbarorte die sagen: Oh, ups, braucht ihr vielleicht unsere Hilfe? Es gibt nicht mal Nachrichten, die darüber berichten! Nein, die Häuser werden sofort danach schon geplündert und ausgeraubt.
Was ist denn nur verkehrt da?
Stattdessen hat sich eine Sekte formiert und übernimmt ganz Fella. Mal eben so. Ohne Gegenwehr, ohne Kampf. Woher kommen die so schnell? Wie konnten die alle Polizisten überwältigen? Wieso gibt es da keinen, der einen Aufstand macht? Wo ist die Gegenwehr?
Wie gut, dass ich die Einzige bin, die sich all diese Fragen stellt.
SPOILER ENDE
Wie war noch ihr Name?
Ach, ja! Andra! Leider kann ich euch nicht viel über dieses Mädchen sagen, außer, dass sie die Hauptrolle spielt, 17 Jahre alt ist und lange Haare hat, die sie sich am Anfang zu einem Pferdeschwanz bindet.
Somit kommen wir gleich zum nächsten Punkt:
Beschreibungen? Kann ich das essen?
Ich bin ja kein Freund von langatmigen oder ausschweifenden Beschreibungen. Aber so minimalistisch habe ich es auch noch nicht erlebt. Ich würde mal sagen, da wurde am falschen Ende gespart. Ich weiß weder wie Andra, ihr Peiniger oder ihre Schwärmerei aussieht. Oh, wartet: Ihre Freundin hat blonde Locken. Das wars.
Ich bin ehrlich noch nie so erschlagen worden von Informationen.
Dasselbe bei der Landschaft, den Menschen, den Gebäuden und Situationen. Ich habe bis zum Ende kein Feeling für die gesamte Geschichte bekommen. Es war einfach nur farb- und inhaltslos.
Hahahahaha. Nein.
Stellt euch eine Welt vor, die auseinander bricht und alle um ihr Leben bangen müssen. Nun stellt euch Menschen darauf vor, die Witze in unangebrachten Situationen reißen. Nein. Einfach nein.
Das muss man schon gekonnt einsetzen können.
What the fuck is Fella?
Das fragte ich mich auch bis zum Ende des Buches noch. Ich kann euch nicht sagen was Fella ist. Ein Ort, ein Land, ein Königreich, vielleicht sogar eine ganze Welt? Es wird in keinster Weise beschrieben wo dieses Fella liegt, wie groß es ist oder was es ausmacht. Ob es Nebenorte gibt? Ich habe keine Ahnung!
Es gab lediglich ein schwammiges Indiz: Fella ist in vier Sektoren geteilt und kann mit dem Zug durchfahren werden. Hmmm. Das ist wohl ein Fall für den Detektiv!
Ein bisschen Liebe muss sein
Ach ja, was wären wir ohne die aufgezwungene Liebesgeschichte?
Zicke, Zacke, Hühnerkacke
Oh mein Gott, der Anführer der Antisekte ist so dermaßen zickig. Vor allem wenn er mit Andra aneinander gerät. Ich höre jetzt noch sein Rumgeheule. Die blöde Welt geht unter und er hat nichts besseres zu tun, als eingeschnappt zu sein, weil jemand seine Pläne verbessert? Oder ihm helfen will? Boah.
SPOILER Hallo Logikfehler!
Herrlich.
Andra ist ziemlich kaltschnäuzig was das Töten von Menschen angeht. Hat sie vorher mal eine Waffe in der Hand gehabt? Anscheinend nicht. Aber klar, man weiß automatisch wie die geladen und entsichert wird. Sie kann super schnell reagieren und ist absolut treffsicher, sodass ihre Gegenüber (Mehrzahl) sofort tot sind.
Nun soll eine Mission gestartet werden und sie wird ausgewählt in Reifen zu schießen. Von stehenden Autos. Hierzu ein Zitat aus Andras Mund:
»Ich weiß nur nicht, ob ich die Reifen treffe. Ich kann nicht schießen.«
Ich habe mir fast in die Hose gemacht vor Lachen. Naja. Es kommt wie es kommen muss. Sie trifft natürlich nicht. Muss sogar dichter an das Auto ran rennen und verschießt nochmal 345 Schuss, ohne nachzuladen natürlich, um dann umzudrehen und davon zu laufen.
Ich fühl mich so allein, lass mich dein Logikfehler sein
Da kommt gleich der nächste hinterher: Der Plan der Sekte sieht folgendermaßen aus: Sie haben drei Autos mit Sprengladung gefüllt und wollen diese in einem Gebiet abstellen, in dem sich ihre Gegner versammelt haben. Die Fahrer steigen aus, lassen die Autos stehen und BUM wird das ganze in Schutt und Asche gelegt (Wortlaut aus dem Buch). Ein weiteres Problem: Es wird nicht gesagt, wie groß das zu sprengende Gebiet ist. Ich bin aber davon ausgegangen, dass es schon ein größerer Ort sein muss und nicht nur eine kleine Höhle, vor der sie die Autos abstellen. Außerdem ist es fraglich was für eine Sprengladung benutzt wird.
Weiter im Text: Sie sind noch weit von ihrem Ziel entfernt, als Andra und der Anführer die Autos angreifen. Andra läuft also nach ihrem missglückten Schießmanöver weg und wird kurz darauf von dem Fahrer eingeholt und zu Boden gerissen. Keine Sekunde später explodiert alles.
Ok. Drei Fragen:
1. Wieso ist das plötzlich so schnell explodiert? Ich meine, das hätten die ja nie im Leben bis ins Gebiet geschafft, geschweige denn aus dem Auto und aus der Gefahrenzone.
2. Wieso gibt es keine Druckwelle?
3. Das sind Sprengladungen in drei Autos. Sie ist schätzungsweise 300 Meter geflohen, bevor er sie eingeholt hat. WARUM SIND DIE VERDAMMT NOCHMAL NICHT MIT IN DIE LUFT GEFLOGEN?
4. Sagen wir mal: Wenn die Sprengladung gar nicht so viel Kraft hat und es logisch wäre, was im Buch passiert: Wie wollen sie dann ein ganzes Gebiet in »Schutt und Asche« legen?
SPOILER ENDE
Es gibt noch viel mehr solcher Unstimmigkeiten, die sicherlich durch zu wenig Informationen entstanden sind und sich mir leider nicht erschlossen haben.
Wieso nur?
Wieso verdammt, liest sie weiter? Ja, das haben mich einige gefragt. Ich wollte es echt abbrechen, aber um eine umfassende Rezension zu schreiben und der Handlung eine Chance zu geben, habe ich es bis zum Ende durchgezogen.
Fragen über Fragen
Wie ihr seht: Ich habe haufenweise Fragen, die nicht im Ansatz geklärt wurden und ich bin nicht bereit einen weiteren Teil zu lesen, um vielleicht dahinter zu kommen.
Die Sache mit der Sternen-Bewertung
Ich habe es schon öfter erlebt: Bücher werden in den Himmel gelobt und ich denke mir: naja, war okay, konnte mich aber nicht komplett überzeugen. Leider war dieses Buch nicht okay, für mich war es schlecht.
Aber gut, mir kann nicht alles gefallen. Geschichten sind und bleiben nun mal Geschmackssache.
Deswegen: Es ist schön wie unterschiedlich wir alle sind!
Fazit: »Mondgeflüster in Fella« von Lara Kessing erfreut sich an mangelnder Logik, minimalistischen Beschreibungen und wenig Informationen. Alles in allem ist es schwer die Charaktere zu verstehen oder ihre Handlungen nachzuvollziehen. Die Idee, dass eine Sekte die Stadt / das Land (?) übernimmt und jeden so rekrutiert, wie sie es wollen, ist echt gut. Die Umsetzung leider weniger. Daher kann ich das Buch in keinster Weise empfehlen.
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 8. Dezember geht es um: Deine Lieblingsleseorte
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