Nach dem Tod ihrer Mutter hat Junes Vater im wild wuchernden Garten des Cottages eine alte, nicht funktionstüchtige Telefonzelle aufgebaut. Hierhin kann June sich flüchten, wenn sie mit ihrer Mutter sprechen will. Bis ihr eines Tages, entgegen aller Logik, jemand antwortet. Der Junge, der sich als Lucas vorstellt, ist heiter, zitiert gerne Dichter und bringt June zum Lachen. Schnell freunden sie sich an, obwohl June all das total rätselhaft findet. Ebenso wie den komischen Kapuzentypen, der sie an der Bushaltestelle vor der Schule immer so finster anstarrt. Was June nicht ahnt: Die Schicksale der beiden Jungen sind auf tragische Weise mit ihrem eigenen Leben verknüpft.
Quelle: Arctis Verlag
Julia Dessalles spielt mit Worten und entwickelt dabei eine eigene Melodie, die die Charaktere mit bunten, lauten und sanften Tönen füllt. Mit so vielen Gedanken und Ängsten inmitten des tosenden Lebens. Unverstandene Gefühle, aufgestaute Trauer, die Furcht vor dem Zurücklassen und dem Abschied nehmen.
Die rote Telefonzelle war für mich ein Symbol der Hoffnung. Atmosphärisch angehaucht, gefüllt mit Geheimnissen und Mysterien. Ein Ort der Stille, der unausgesprochenen Worten und verpassten Möglichkeiten. Von lautlosen Tränen und glücklichen Erinnerungen. Und doch so voller Wunder, laut schlagenden Herzen und neu erschaffenen Chancen.
Eine leise, bewegende Geschichte, die mich mit jeder Seite mehr verzaubert und gleichzeitig zerbröselt hat. Tragisch, berührend, leicht und bedrückend zugleich. Zart wie eine Brise, leuchtend wie ein Sternenmeer und hoffnungsvoll wie eine einzelne Blume im Asphalt.
June, Lucas und Cole haben mich überrascht. Sie sind emotional über mich hinweggefegt, haben einen Sturm aus Melancholie und Freude in mir hinterlassen. Mit June konnte ich wachsen und verstehen, durch Lucas fühlte ich mich geborgen und gesehen, mit Cole bin ich durch Wut und zwiespältige Gefühle gewatet. Die Verbindung der drei ist genauso schmerzhaft, wie schön und hat mich mit ihrer Echtheit getroffen.
Und obwohl ich manches als vorhersehbar und ein bisschen zu dramatisch empfand, so konnte mich die Geschichte der drei sehr ergreifen.
Fazit: »Herzklangstille« von Julia Dessalles handelt von schmerzhaften Abschieden, innerer Zerrissenheit, tragischen Begegnungen und Gefühlen voller Poesie, die tief ins Herz hineinschauen.
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Beim nächsten #blogger_innensonntag am 8. Dezember geht es um: Deine Lieblingsleseorte
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