Märchenfiguren sind etwas für kleine Kinder.
Genau das denkt sich Kai, als sein Großvater ihm wirre Geschichten über Feen und andere Königreiche auftischt. Nie hat er die Worte ernst genommen, sondern sie immer als Fantasien und Spinnereien abgetan.
Bis zu dem Tag als er im Wald gegen ein kleines und glitzerndes Geschöpf prallt. Eine Fee? Doch genau so schnell ist sie wieder weg und der einzige Beweis für ihre Existenz ist ein schimmernder Goldtaler.
Plötzlich scheinen die Geschichten seines Großvaters nicht mehr wirr und Kai muss sich fragen, wem er glauben soll: Seiner Familie oder der Vernunft?
Handlung
Kai ist ein erfolgreicher Anwalt, der nur seine Kanzlei und die Arbeit im Kopf hat. Wie jeden Morgen geht er im Wald joggen. Doch dieses Mal ist etwas anders. Ausgerechnet der kluge Mann mit keinem Sinn für Magie ist es, der mit einer Fee zusammenprallt. Aber Fabelwesen gibt es doch nicht wirklich und Märchen sind etwas für kleine Kinder.
Wieso geht ihm diese Begegnung dann nicht mehr aus dem Gedächtnis? Was hat ein altes Familiengeheimnis damit zu tun? Um diesem auf die Spur zu kommen, macht Kai sich auf dem Weg die Fee zu finden.
Interessante Vorgeschichte
Es gibt regelmäßig Einblicke in die Vergangenheit, die ich sehr spannend fand und gerne verfolgt habe. Sie hat auch genau den richtigen Stil für eine Märchengeschichte: süß und putzig, aber auch dramatisch und voller Trauer. Über die Liebe, den Verlust und was das Leben daraus macht.
Süße Märchengeschichte
Das ist sie wirklich. Wer ein paar schöne Stunden verbringen, eine kleine, trotzige Fee und einen mutigen Mann begleiten möchte, der fühlt sich hier sicher aufgehoben. Es werden Gefahren getrotzt und Freundschaften geschlossen, aber dabei wird nie das Ziel aus den Augen verloren. Und um an dieses zu gelangen bedarf es mehreren Gegnern, Zwiespälten und hitzigen Diskussionen.
Natürlich wird auch gezaubert, denn dafür sind Feen ja da, oder?
Fabelwesen
Es gibt witzige und gefährliche Wesen in dieser Welt. Von manchen war ich sehr überrascht, vor anderen hat es mich gegruselt. Da hat Jenny Völker auf jeden Fall ein paar interessante Figuren erschaffen, die in ihrem Märchen hausen.
Charaktere und ihre Wirkung
Die dunkle Seite dieser Geschichte hat mir am besten gefallen. Sie ist wirklich böse und ich hätte mir sogar ein paar mehr Einblicke in die Gefühle, Sicht- und Handlungsweisen gewünscht.
Jedoch liegt das Hauptaugenmerk auf Florentine und Kai. Und da fängt mein Problem an. Ich konnte die beiden nicht greifen. Die kleine Fee ist an sich niedlich, aber auch pubertär und kindlich, sodass ich sie nicht als erwachsen wahrgenommen habe.
Was mich zum nächsten Zwiespalt führt: Die Beziehung der beiden.
Sie wirkten auf mich nicht vertraut. Es war eher ein rumzicken und kommandieren von Florentine und ein Mann ohne Widerstand, des eigentlichen harten Rechtsanwaltes Kai aus der Menschenwelt.
Mit der Zeit werden die beiden natürlich feinfühliger, jedoch kamen diese Gefühle nicht bis zu mir durch. Es blieb eine unrealistische Schwärmerei zwischen einer kindlichen Fee und einem erwachsenen Mann. Dieser Unterschied war etwas, das ich nicht überwinden konnte.
Was ich an Kai zu schätzen weiß ist sein beharrlicher Wille, sein Mut und seine Selbstlosigkeit.
Über die anderen Feen selber erfährt man nur sporadisch was und genau dort wäre der Ansatz gewesen viel mehr rauszuholen.
Was gibt es für Fähigkeiten? Welche Feen wohnen im Wald? Wie groß ist ihre Macht? In was für einem System leben sie? Wie sehen die Familien aus?
Das hätte mich brennend interessiert. Oft fehlte mir dieses Drumherum innerhalb der Geschichte.
Schreibstil und andere Kleinigkeiten
Ein leichter, einfacher Schreibstil, der sich gut lesen ließ. Trotzdem habe ich sehr lange gebraucht um durch die Geschichte zu kommen. Mir fehlte es oft an Sprachgewalt, an Bildern, die in meinem Kopf entstehen und an Ausschmückungen über die Welt. Denn es ist ein Märchen und ich hatte erwartet von prachtvollen Burgen, funkelnden Feen und Düsternis übermannt zu werden.
Stattdessen wird viel nur angedeutet, anfangs war mir nicht klar, dass auch andere Wesen als die Feen in dem Wald wohnen. Ich musste zum Beispiel lange Rätseln was für ein Geschöpf der König des Landes ist.
Vielleicht lag es daran, dass ich den Schreibstil als sehr kindlich empfand, dass ich die Geschichte nicht mehr als süß finden kann.
Fazit: Verwünschung ist eine süße und niedliche Märchengeschichte, die mit einer frechen Fee und einem mutigen Menschenmann auftrumpfen kann. Leider war mir der Schreibstil und die Beziehungen zu kindlich für ein Erwachsenenmärchen. Auch fehlte es mir in der Welt selber an Gefühlen, Beschreibungen und authentischen Charakteren. Da hätte ich mir deutlich mehr gewünscht.
Trotzdem bin ich der festen Überzeugung, dass dieses Märchen viele begeistern wird.
Ich vergebe zwischen 2,5 und 3 Sternen!
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 13. Oktober geht es um: Warum Vernetzung wichtig ist
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