Russel Brand ist ein angesehner Journalist. Doch anstelle von Klatsch und Tratsch interessieren ihn die pikanten Fälle. Vor allem den um das Gen-Food von Pan-Tech, das laut seinen Recherchen das Essen manipuliert. Leider geht sein Schlag daneben und nun ist Russel auf der Flucht, zu tief hat er gegraben und zu heiß ist die Story.
In einer Welt, in der man seine ID kaufen muss, sich nur noch von Gen-Food ernährt und die Erde durch Kriege und Chemie zerstört wurde, in der das meiste Land brachliegt und es nicht genug Lebensraum für alle gibt – diese Welt gilt es aufzurütteln und dafür ist Russel jedes Mittel recht!
Geschichte
Die Welt ist nicht mehr so wie wir sie kennen. Die Städte haben sich zu Megacitys zusammengeschlossen, Tiere werden unter Glaskuppeln gehalten, damit sie nicht an die verseuchte Luft gelangen, Gemüse wird genverändert. Das Meer und die Seen wurden gegen Müllheiden ausgetauscht und die meiste Erde liegt brach. Bezahlbares Essen können sich nur die Reichen erlauben, genauso wie eine Geburt und die dazugehörige ID. Wer keine legale ID besitzt ist keiner Rettung wert, kann sich keine Medikamente oder einen Arzt leisten.
Knotenpunkte
Wir fangen mit vielen interessanten Perspektiven an, die alle nichts miteinander zu tun haben. Jeder hat seine eigene Story, seine Probleme und Konsequenzen mit denen er leben muss. Am Anfang fragte ich mich wie das zusammenführen soll, aber das tut es. Sehr geschickt spinnt der Autor einen Knoten, an dem sich die Protagonisten treffen.
Russel tut alles für seine Story, doch das merken auch andere und somit ist er auf dem Radar der Regierung. Mehr und mehr Zeit investiert er um weitere Details aufzudecken und Beweise zu sammeln. Dabei trifft er nicht nur auf Feinde und Spitzel, sondern auch auf Unterstützer mit ungeahnten Kräften. Russels Weg war wohl einer der schwierigsten. Er musste untertauchen, sich in Feindesgebiete einschleusen, weiteren Hinweise nachgehen und lief dabei oft im Kreis. Aber er ist ein scharfsinniger Journalist, dem seine Story immer mehr in den Hintergrund gerückt ist und der es sich zum Ziel gemacht hat die Menschheit aufzurütteln.
Claire und Susi haben mir am Meisten gefallen. Sie kämpfen für ihre Lieben, gehen Risiken ein und haben dabei ein Herz aus Gold. Gerade Susi hätte ich aus der Hand gefressen, während Claire eher der draufgängerische Typ ist. Diese beiden Frauen ergänzen sich gegenseitig und stehen für so vieles was ich in Geschichten mag. Sie sind stark, lassen sich nicht unterkriegen und können sich doch ihre Fehler und Ecken eingestehen.
An Winslow habe ich ebenfalls einen Narren gefressen. Ich mochte seine undurchsichtige Art und wie er den Menschen auf den Zahn fühlt. Was genau er will und wie er in die ganze Sache verstrickt ist, kann man nur erahnen.
Der Autor hat hier wirklich sympathische, emphatische und unsympathische Charaktere geschaffen, die sich wunderbar in die Geschichte integrierten und diese mit Leben, Leid, Hass und Hoffnung ausfüllten.
Schreibstil
Ingo Eikens schreibt mit Spannung, sodass ich seine verschiedenen Perspektiven sehr gerne verfolgt habe. Er knüpft die losen Geschichten zu einem Punkt zusammen und liefert eine Story, die schockiert und bei der man die Menschheit schütteln möchte. Was er in seiner Geschichte verpackt ist nicht nur eine Dystopie, sondern eine Welt, die ihr eigenes Gut aufgebraucht hat, die verschwenderisch ist und in der Menschen leben, die nur auf ihr eigenes Wohl aus sind. Beängstigend und mit diesem Funken Wahrheit, der uns sagt: »Geh besser mit dieser Erde um, denn es gibt sie nur einmal«.
Kritik
Manchmal hätte ich mir ein bisschen mehr Input über die Vergangenheit gewünscht, über die genauen Ziele und wie diese von langer Hand geplant wurden. So habe ich immer nur verschiedene, kurze Einblicke bekommen, die für mich nur an der Oberfläche gekratzt haben. Es fühlten sich wie die Fetzen eines großen Ganzen an, die ich zwar erahnen konnte, aber nie ganz. Der Nebel in dem das Projekt lag, hätte noch mehr gelüftet werden und mit mehr Hintergrund gefüttert werden können.
Man muss sich zusätzlich vor Augen halten, dass wir mehr als 400 Seiten auf die Aufdeckung hinarbeiten und es dann in einem Knall endet. Aber was ist nach diesem Knall? Mir kann keiner erzählen, dass plötzlich alles stehen und liegen gelassen wird und es nach dem Motto ablief: »ok, danke, dass sie hier waren, sie können jetzt nach Hause gehen«. Als wäre eine Szene in einer Serie im Kasten. Das fand ich wirklich übereilt und unrealistisch.
Da wurde die Geschichte und alles, worauf die Menschen hingearbeitet haben mit drei Seiten abgefrühstückt. Sehr unbefriedigend nicht mal zu erfahren wie die ganze Story aufgedeckt wurde, wie die Menschen reagiert haben, was in diesem Moment mit der Welt passiert ist.
Denn genau das ist es ja, worauf wir die ganze Zeit hingefiebert haben!
Fazit: »Gemini Rebellion« ist eine aufrüttelnde Dystopie über die Nachwirkungen von Krieg, Chemie und der Menschheit. Mit geschickten Handgriffen knüpft der Autor die Verbindung zu seinen Charakteren, die uns in ihrer eigenen Story mitnehmen und in einer rasanten und spannenden Jagd die Machenschaften der Regierung aufdecken.
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 8. Dezember geht es um: Deine Lieblingsleseorte
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