Kay gehört zu der beliebten Clique der Bates Academy, einem Internat für Mädchen. Sie genießt die Freiheiten und das Leben über alles und jeden zu bestimmen.
Doch als ihre Mitschülerin tot aufgefunden wird und Kay und ihre Freundinnen ins Visier geraten, zerbricht die Fassade der Oberflächlichkeiten.
Sie muss nicht nur feststellen, dass ihr Alltag aus Lügen besteht, sondern auch noch bedroht wird. Jemand will Rache nehmen und zwingt Kay all die Geheimnisse aufzudecken, die ihre Freundinnen hüten. Ansonsten ist ihr eigenes Geheimnis in größter Gefahr.
Wow. Ich habe dieses Buch zugeschlagen und war überwältigt von Gefühlen.
Dieser Hass, der einem von jeder Seite entgegen sprüht, ist nicht leicht zu verdauen und hat auch an mir geknabbert.
Die Handlung beginnt ziemlich eindringlich und schockierend. Die Fassade der Mädchen bröckelt auf und keine weiß, ob sie der anderen vertrauen kann. Haben sie sich je vertraut? Wissen sie alles voneinander? Wie lauten ihre dunkelsten Geheimnisse?
Und die dringlichste Frage: Wer ist das Mädchen, dass sich umbrachte, um ihnen die Schuld daran zu geben?
Die Oberflächlichkeit ihrer Beziehung wird Kay mehr denn je bewusst, als es darum geht zueinander zu halten und sich zu stützen. Aber jemand funkt ihnen dazwischen und Kay ist gezwungen jede ihrer Freundinnen bloßzustellen.
Damit kommt die Kehrtwende und plötzlich wird die Mobberin zur Gemobbten. Ein Gefühl, dass nicht nur für Kay komisch und befremdlich war, sondern auch für mich als Leserin. Ich habe hautnah erlebt in welcher Krise sie steckt und was für ein Gefühlschaos die ganze Situation in ihr hervorruft.
Auch wenn es komisch klingt und ich anscheinend die Einzige bin, aber: ich hatte Mitleid!
Kay ist kein guter Mensch gewesen über die Zeit, sie hat sich über andere lustig gemacht, war abfällig und gehässig und hat andere ausgeschlossen. Sie hat einiges gemacht, das man ihr nicht verzeihen würde und trotzdem tat sie mir leid.
«Ich werde gemobbt», erzählte ich ihr. «Kann ich Anzeige erstatten oder so was in der Art?»
Sie schwieg eine Weile. «Um ehrlich zu sein, Kay, es gab so viele Mobbinganzeigen gegen dich im Laufe der Jahre, dass ich nicht weiß, ob ich etwas dagegen unternehmen will.»
Damit legte sie auf.
Dieser Absatz hat mich dermaßen schockiert, dass ich erst einmal durchatmen musste.
In dem Moment, wo sie selbst zur Gemobbten wurde, waren die anderen nicht besser als sie.
Der Hass der ihr entgegen sprühte hat mich die Seiten mulmig umschlagen lassen. Und ich habe festgestellt, dass es im echten Leben außerhalb des Buches genauso viel Hass gibt.
Deswegen war es heftig zu sehen, wie eine Geschichte derart eskalieren kann.
Ich weiß nicht, wie meine Reaktion gewesen wäre. Auf wessen Seite ich gestanden und was ich in der Situation getan hätte. Wäre ich auf Kay zugegangen, wenn sie mich seit Jahren schikanierte oder hätte ich sie ignoriert? Wäre ich dazwischen gegangen und hätte sie verteidigt oder hätte ich weggeschaut?
Fragen mit denen man sich beschäftigt und vor Augen geführt bekommt.
Dana Mele hat ein großartiges und eindrucksvolles Werk erschaffen. Aber ich glaube, dass es noch besser hätte werden können. Im letzten Drittel flacht die Handlung ab und ich habe nicht mehr diese elektrisierende Spannung verspürt, die bis zur Mitte des Buches vorhanden war.
Es passiert einfach kaum etwas. Dabei hätte gerade Kay noch eine Entwicklung durchmachen können, die mehr hergibt, als darauf zu warten, dass etwas geschieht. Denn genau so fühlte es sich beim Lesen an. Ich habe darauf gewartet, dass es noch einen Knall gibt, dass die Sicherungen rausfliegen, irgendwas! Das kam jedoch viel später als erwartet und dazwischen war … nichts.
Das Ende zieht nochmal die Stimmung aus der Leere heraus und es gibt eine Wendung, die ich spannend und ziemlich gruselig fand.
Fazit: »Eine wie wir« von Dana Mele ist eine beängstigende Geschichte, in der es um eine Mobberin geht, die selbst zur Gemobbten wird. Der Hass, der mir hier entgegen sprühte, die Hilflosigkeit und Angst, hat in mir selbst einen Sturm an Gefühlen hinterlassen. Ein eindrucksvolles Buch, das uns vor Augen führt, wie wenig es bedarf, um auf der anderen Seite zu stehen.
Ebenfalls rezensiert von Lexys Bookdelicious
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