Ein Schicksalsschlag zerrüttet die Familie um Anna, Tom, Mia und Constanze und lässt sie das erste Mal seit Jahren wieder zusammen kommen. Sie müssen die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen und Abschied von ihrem geliebten Vater und Mann nehmen.
Ein Moment, der von Trauer gezeichnet sein sollte, aber von den Streitereien und Problemen jedes Einzelnen überlagert wird. Und seit langer Zeit müssen sich die drei Geschwister fragen: Was bedeutet Familie und ist sie wichtiger, als alte Erinnerungen?
Es herrscht eine angespannte Stimmung, als die drei Geschwister Anna, Tom und Mia im Hause ihres Vaters aufeinander treffen. Die Zusammenkunft hat einen traurigen Grund, die lebenserhaltenden Geräte ihres Vaters sollen abgestellt werden und sie alle müssen Abschied nehmen. Seine Frau Constanze ist außer sich und vermag es doch nicht die Beziehung der Geschwister zueinander zu kitten. Vielmehr bahnt sich Verzweiflung seinen Weg durch Vorwürfe und Schuldzuweisungen.
Geschrieben ist es aus der Sicht der drei Geschwister, die jeder für sich eine schwierige Geschichte haben. Man merkt schnell, dass Anna, Tom und Mia ihr eigenes Päckchen zu tragen haben und sich völlig fremd sind. Ihre Gedanken sind zerfressen von Neid und Missgunst, sodass die Familie kaum Zusammenhalt findet.
Anna ist das Nesthäkchen, sie ist eine herzliche Person, die aber still und in sich gekehrt ist. Ihr Bruder Tom ist noch viel zurückhaltender, unsicher und schweigsam. Mia dagegen, ihre Halbschwester, ist aggressiv und einschüchternd. Ihre zickige und arrogante Art trifft nicht nur ihre Geschwister, sondern auch ihre Stiefmutter und ihren Mann. Mich hat es genervt, dass sie jeden angegangen ist und sich kaum zusammenreißen konnte.
Constanze spielt die fröhliche und besonnene Witwe, obwohl sie genauso große Probleme hat, wie die drei Geschwister.
Ihr seht: eine kaputte Familie, die alle auf ihre Art verschlossen und einsam sind. Die sich nicht viel zu sagen hat und doch so viel unter Verschluss hält. Kein Wunder, dass sich die Wut über all die Jahre angestaut hat und sie sich nicht die einfachsten Sorgen anvertrauen konnten.
Hauptaugenmerk und größtes Streitthema: Das wertvolle Gemälde ihres Vaters. Doch es birgt Geheimnisse, die eine Aussprache unumgänglich macht und Wahrheiten ans Licht bringt, die alle erschüttert. Nach und nach lösen sie sich von dem Hass und endlich können sie sich verstehen. Die Stimmung wird automatisch leichter und ausgelassener. Es fließen Tränen, es wird gelächelt und sogar ein Plan gemeinsam geschmiedet. Ich habe es als sehr befreiend empfunden zwischen all der drückenden Atmosphäre.
Ein unterhaltender Roman, mit einem schmerzlichen Thema, der zum schnellen Lesen animiert und den ich innerhalb von zwei Tagen gelesen habe. Der Schreibstil ist flüssig und leicht und ließ mich ganz in die Geschichte abtauchen und sie einatmen. Und trotzdem fehlte mir die Tiefe und die Spannung. Die Charaktere sind zu gradlinig und zu schnell im plötzlichen Verzeihen, obwohl der Zorn vorher deutlich spürbar war.
Die Aussprachen sind emotional und schlüssig und als Leser hat man verstanden, wie all der Hass und die falschen Eindrücke entstehen konnten. Und obwohl man die ganze Zeit mit den Problemen gefühlt hat und dachte, sie würden aufgegriffen werden, so verliefen sie doch im Nichts. Einige Handlungsstränge bleiben offen und viele Fragen ungeklärt. Schade.
Fazit: Es fiel mir leicht in »Ein Tag hat viele Farben« einzutauchen und dem schönen Schreibstil von Christine Drews zu folgen. Ein trauriges Thema, das mit viel Wut, Hass und Schuld bestückt ist. Ich habe ein emotionales Chaos mit dieser Familie durchlebt und sie doch nicht richtig kennengelernt. Im Grunde gibt es eine gute Grundbasis der Handlung, die aber nicht voll ausgeschöpft wurde. Es fehlte mir an Spannung und tieferen Einblicken hinter die Fassade.
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 10. November geht es um: Liest du mit oder fernab vom Hype?
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