Nur in den gewaltigen nebelverhangenen Schwarzmooren am Rand des Königreichs ist jener besondere Torf zu finden, der die magischen Feuer der Alchymisten nährt. Jeden Tag riskieren die Torfstecher aus der abgelegenen Stadt Nebelbruch ihr Leben für das wertvolle Gut, denn im Moor lauert der Tod in mannigfaltiger Gestalt: Ein falscher Schritt, und man versinkt in der schwarzen Tiefe oder wird von fleischfressenden Sumpfkriechern angefallen. Nachts locken Irrlichter die Unvorsichtigen und Einsamen ins Verderben, und im dunklen Herz der Schwarzmoore haust der Letzte der grausamen Drachen: der sagenumwobene Nachtwyrm.
Immer wieder tötet die Bestie Menschen, und auch die Schwester des jungen Milan fällt ihr zum Opfer - einen Moordiamanten in der Hand, gestohlenes Eigentum des Königs. Die Wut über den Diebstahl trifft Milans gesamte Familie hart. Seine Eltern sind gebrochen und geben ihm die Schuld, dass seine Schwester zur Diebin wurde. Und er, geplagt von Alpträumen, schafft es nicht, die Vorwürfe abzuschütteln.
Gefangen zwischen Schuldgefühlen und Rachegedanken durchstreift Milan auf längst vergessenen Pfaden das Moor - ohne die Wahrheit über sich selbst zu ahnen.
Quelle: Knaur Verlag
Boris Koch hat einen märchenhaften, aber düsteren Schreibstil, der sprachlich sehr fantasievoll und durchdacht war. Das Augenmerk liegt klar auf der Figurenentwicklung, den Gedanken und Gefühlen.
Anders als erwartet bin ich in eine langsame und ruhige Fantasygeschichte eingetaucht, ohne Knalleffekte oder Action, aber mit einer dichten Atmosphäre. Als würde der Nebel die Handlung durchdringen und die Sicht erschweren. Die Stimmung war düster, mystisch und geheimnisvoll, begleitet durch eine unterschwellige Anspannung.
Mühelos konnte der Autor Bilder entstehen lassen. Die Erkundungstouren, das Moor und die Natur haben sich in ihrer ganzen Schönheit, sowie Tücke vor meinen Augen erstreckt. Die dunklen Wege, die Nacht, deren Schatten und das kräuselnde Flusswasser, haben meine Stimmung gedrückt und böse Vorahnungen geweckt. Die Wanderungen durch das Moor waren faszinierend, schön und schauerlich zugleich. Übertreffen konnten das nur noch die Beschreibungen der Bestien.
Milan und Khyra sind vielschichtige Charaktere, die sich im Laufe der Geschichte ihren eigenen Weg suchen müssen. Die anbahnende Liebesgeschichte ist vorsichtig, mit Unsicherheiten, aber auch mit sehr viel gegenseitigem Vertrauen.
Erschwert wurde es ihnen von den an Traditionen klammernden Bewohner*innen, die nicht von ihrem Weltbild abweichen. Milan ist genauso wenig anpassungsfähig, wie seine Eltern offen für andere Ansichten sind. Kein Wunder, dass er zwiegespalten zwischen seinen Gefühlen, der Arbeit, dem Gebot der heiligen Ehre gegenüber seinem Volk, der Familie und dem König ist.
Sein Rollenbild, das er von seinem strengen Vater vermittelt bekommt, gerät ins Wanken, als er älter wird, sich selbst und die Verhaltensweisen der anderen hinterfragt. Die Spur seiner Schwester aufnimmt und langsam lernt, was für ein Mensch er sein will. Und so sehr Milan aus seinen Denkmustern ausbrechen will, so sehr fürchtet er sich auch vor Veränderungen.
Trotz ihrer Eigentümlichkeit haben die Bewohner*innen einen Großteil des Charmes der Geschichte getragen.
Zum Ende hin wird die Geschichte ein richtiger Pageturner, der mich umso mehr gefesselt und fasziniert hat. Dieser Seite von Milan hätte ich gerne noch mehr Raum gegeben, um zu erwachsen.
Fazit: »Der Moorläufer« von Boris Koch hat mich mit seiner Intensität überrascht. Die gedrückte Stimmung, atmosphärische Spannung und bildhafte Sprache haben diese ruhige Fantasygeschichte zu einem abwechslungsreichen Abenteuer gemacht.
Ebenfalls rezensiert von Recensio Online | Chillys Buchwelt
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 8. Dezember geht es um: Deine Lieblingsleseorte
Du möchtest keine Beiträge und Rezensionen mehr verpassen? Mit einem Klick kannst du unseren Blog abonnieren.
Unseren Blogger_innensonntag Newsletter kannst du separat unter info@hertzklecks.de anfragen.